Rituale gestalten unser Leben – das fängt für so manche beim ersten Morgenkaffee an und zieht sich durch den Tag, die Jahreszeiten und gestaltet besondere Zeiten in unserem Leben. Rituale geben uns Sicherheit, lassen uns in der Flut unseres Tuns innehalten und uns sammeln, stimmen uns meditativ. Sie bringen uns in unser Zentrum – ebenso wie der Gang durch das Labyrinth: Die Spirale, die uns bis in die Mitte führt, ist Symbol für den Lebensfluss, in den wir alle eingebunden sind.
Riten und Rituale
“Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.”
Novalis
Blicken wir auf Rituale, so begleiten Riten und Rituale unseren Lebensfluss und sind ganz besonders an “Übergängen” von einem Lebensabschnitt in den nächsten von Bedeutung.
An den Schwellen unseres Lebens helfen uns Rituale den alten Lebensabschnitt zu verabschieden und üben uns im Loslassen. Rituale unterstützen uns gleichzeitig auch darin, die Schwelle zu wagen und ein persönliches Neuland zu betreten, sie bereiten uns damit auf einen Neuanfang vor.
Massagerituale: Körperkontakt an erster Stelle
Die Haut ist unser größtes Körperorgan und Berührt werden, Berührungen und Berührt sein sind wichtig für die eigene Wahrnehmung und unser Wohlbefinden – gerade in Zeiten des Lockdowns und des Social Distancing fehlt diese so lebenswichtige taktive Komponente.
Egal, ob es sich jetzt um Körpertherapie, therapeutische Massagen bei Beschwerden oder Laiensequenzen (zum Beispiel die Kinderwunsch-Massage oder die Paarbegleitung in der Schwangerschaft) oder um Babymassage handelt: regelmäßige, sanfte Berührung ist wichtig für unsere Entwicklung, für unser Hormonsystem und stärkt das Urvertrauen.
TFM und Rituale
Im Frauenleben gibt es so manche Schwellen.
Die für die Therapeutische Frauen-Massage relevantesten sind hierbei Geburt, Übergang vom Kindsein ins Frausein und damit in die fruchtbare Lebensphase, der Prozess des Schwangerwerdens, das Heranwachsen und das Gebären des neuen Lebens, den Abschluss des Wochenbetts, die Menopause und die Entwicklung hin zur weisen Frau.
(Noch ein Hinweis: nach einem Kaiserschnitt ist zunächst die Heilung der äußeren wie inneren Narben wichtig. Erst nach 6-8 Wochen wird hier in der TFM sanft und im Tempo der Frau mit einer Narbenbehandlung begonnen. Erst wenn diese gelöst sind, widmen wir uns der Gebärmutter).
TFM in der Kinderwunschzeit
Jede große Medizinlehre – egal ob es jetzt die TCM oder Ayurveda ist – empfiehlt den zukünftigen Eltern ein Reinigungsritual als Vorbereitung auf die Elternschaft. Die TFM Die Laienmodule der Kinderwunsch-Massage können dem Paar in einem Coaching angeleitet werden. Im Sinne eines Jour Fixe können die Paare sich damit stimmig und ganzheitlich auf die Schwangerschaft vorbereiten.
TFM in der Schwangerschaft
In keiner Phase des Frauseins ändert sich unser Körper und seine Hormonlage so rasch wie in den 10 Monden der Schwangerschaft. Was als Paar-Ritual in die Schwangerschaft geführt hat, kann abgewandelt auch die wunderbare Wandelzeit des Paares hin zur Familie begleiten. Hierfür bieten sich alle Grundbehandlungen aus der TFM an. Einzig auf die Lagerung ab Mitte des 2. Schwangerschaftsdrittels sollte bei der Grundbehandlung des Bauches geachtet werden. Besonders beglückend ist es für den werdenden Papa
Auch unter der Geburt und in den Wehenpausen haben sich einzelne Streichungen bewährt.
Schon zu Beginn des 3. Schwangerschaftsdrittels kann von den werdenden Eltern ein Alltagsritual zum (besseren) Einschlafen begonnen werden. Sich gemeinsam ins Bett zu kuscheln und nach dem Licht löschen und – wer kein Schlaflied summen oder singen möchte – noch eine Spieluhr aufzuziehen, wäre eine Möglichkeit, das kleine Menschenkind schon auf die Ruhe ausserhalb des Mama-Bauches einzustimmen.
Rituale geben Struktur und bereiten auf eine neue Lebensphase vor.
TFM in der Wochenbett-Zeit
Leider scheinen wir in unserer schnelllebigen Zeit die so wichtige Wochenbettkultur vergangener Tage vergessen zu haben. Damals hieß es, nach der Geburt eine Zeit des Ruhens, Rastens und Betreutwerdens zu zelebrieren.
Wie wohltuend, wenn die Wöchnerinnen nach vaginalen Geburten TFM-Wochenbett-Massagen in Anspruch nehmen, die auf sanfte Art zur Rückbildung der Gebärmutter sowie die Tonisierung von Muskulatur und Straffung der Gewebe zum Ziel haben.
Die Behandlung des Unterbauches und der sanfte Druck auf die Gebärmutter regt deren Durchblutung an, was wiederum einen reinigenden Effekt hat und positiven Einfluss auf den Wochenfluss wie auch das Stillen haben kann. Das Herz-Modul ehrt den Herzensmotor, der während der Schwangerschaft Höchstleistungen vollbracht hat.
Ein schönes Massage-Ritual ist auch die Still-Massage, die der frisch gebackene Vater seiner Liebsten geben kann, wenn Nacken und Rücken verspannt sind und die Milch nicht fließen mag. Dieses (abendliche?) Ritual bringt eine wunderbare Qualität der Verbundenheit und fördert die Stärkung der Rollen, in die die jungen Eltern schlüpfen.
Zum Abschluss der Wochenbett-Zeit kann auch ein Closing-Ritual durchgeführt werden. Hierfür bedienen wir uns massgeblich der Zentrierungsgriffe an Rücken und Bauch, die die TFM zu bieten hat und lassen die Frau damit ihre eigene Mitte spüren und ihr Energiepotenzial wahrnehmen. Zum Abschluss kommt das um die Hüfte drapierte Rebozo-Tuch zum Einsatz: nach Phase des sich Öffnens unter der Geburt kommt die junge Mutter so wieder in ihrer Mitte und im Gespür bei sich selbst an.
Rituale können also beim Loslassen helfen und dabei sich selbst & die eigene Hülle wahrzunehmen.
TFM im Klimakterium
Das Gespür für sich selbst geht im “Auf und Ab der Hormone” gerne verloren. Auch hier hilft das Hormonschema der TFM und vor allem die Zentrierungsgriffe der Wechseljahrefrau die eigene Mitte zu finden, wenn sie neben sich stehen sollte – weil die Orientierung im Außen Überhand nimmt.
Ein schönes Alltagsritual ist hier, bewußt die Hände unterhalb des Nabels mittig aufzulegen, ihre Wärme und Schwere bewußt wahrzunehmen und an diese Stelle (die übrigens der Mittelpunkt des Menschen darstellt) hinzuatmen.