Das Wesen der Fabel ist es – seit Alters her – beim Erzählten zwischen den Zeilen lesen zu können. Ein Schelm, der Böses dabei denkt… Zur Abwechslung eine moderne Fabel.
Eine Hyäne in erschnurrtem Jaguarpelz suchte eine Löwin auf und klagte der ihr Leid – von Schmerzen, dem Verstoßensein, von Verlust und großer Sehnsucht sprach sie wort- und tränenreich.
Die Löwin hörte der Jaguarfrau zu, beriet sie und half ihr weiter. Einige Male suchte die Jaguarfrau die Löwin so auf, um Rat einzuholen und ihre Wunden lecken zu lassen.
Dann kam der Tag als die Löwin ihren vorher mit der Jaguarfrau vereinbarten Lohn forderte. Die Jaguarfrau jedoch widersprach, wie Jaguarfrauen dies so tun, denn sie zahlen nie die ganze Schuld.
Einige Zeit ging ins Land. Erst als die Jaguarfrau wiederholt von höherer Stelle schwer ermahnt wurde, liess sie sich dazu herab, an eben diesem Tag einen Teil zu begleichen, noch immer behauptend, dass ihre Wunden nicht geleckt wurden.
Die Krähe, die als Richterin hinzugezogen wurde, war der (seit der Betreuung durch die Löwin) trächtigen Jaguarfrau jedoch wohl gesonnen. Die Löwin ertrug so manche spitzzüngige und wieder wortreiche Schmäh’ – auch dass ihr Tun für die Jaguarfrau weder transparent noch nützlich gewesen wäre.
Ein Vergleich wurde geschlossen. Selbst bei diesem gesuchte die Jaguarfrau noch zu feilschen: So trägt die Jaguar-Frau wohl ein Discount-Baby unter ihrem kalten Herz.
… und die Moral von der Geschicht’: Ihr Löwinnen, traut hinterlistigen Jaguarfrauen nicht.